Heavy Metal Desperados 4

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Der Streik der IG Metall war gescheitert. Nicht weil die Arbeitgeber so mächtig waren und die Streikenden in den Betrieben Angst bekommen hätten, nein. Natürlich hatten die Unternehmer, unterstützt von der rot-grünen Bundesregierung eine massive Hetzkampagne in den Medien geführt, wie man sie bisher eigentlich nur vom "Krieg gegen den Terror" und anderen humanitären Luftschlägen kannte. Aber die Streikfront in den Betrieben stand. Der Streik war an der Sabotage einiger einflussreicher westdeutscher IG-Metall-Funktionäre und Betriebsratsfürsten gescheitert. Am Schlimmsten hatten sich ein gewisser Klaus Franz, Konzernbetriebsrat bei Opel, und der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel aufgeführt. Die sogenannten "Realisten" und "Modernisierer" in der IG Metall hatten sich schlicht als Arschgeigen geoutet. Die sogenannten Linken oder "Blockierer" hatten Muffensausen bekommen. "Wir lagen völlig daneben", sagte der neue IG-Metall-Chef Jürgen Peters jetzt im Spiegel. Peters hatte es geschafft, seine Stellung zu behaupten, nachdem seine Gegner in der Gewerkschaft, Presse, Fernsehen und Arbeitgeber wochenlang seinen Rücktritt gefordert hatten. Genaugenommen war Peters der eigentliche Streikgewinner. Die "öffentliche Meinung" hatte ihn sowohl für den "irrsinnigen Streik" genauso wie für die "historische Niederlage" verantwortlich gemacht. Die Presse forderte seinen Kopf, aber auf einer Welle des Trotzes schaffte es Peters, seinen Kontrahenten Zwickel zu beerben. Die Thronfolge war entschieden. Jetzt war es offenbar an der Zeit, ideologisch zurückzurudern. Noch war unklar, in welches Fahrwasser die IG Metall dabei geraten würde. Tatsächlich hatte die Gewerkschaft mit ihrer Forderung genau richtig gelegen. Nach dem Streikdesaster erscheint eine Wende zu echten Reformen, zu einem Einstieg in die dringend nötige Arbeitszeitverkürzung, weiter weg denn je. Die Senkung der Staatsausgaben und - schulden hat derzeit in allen westlichen Industrienationen und Japan absolute Priorität. Weil sich weder Linksparteien noch Christdemokraten an eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums heranwagen, bleibt den Regierungen wenig Spielraum, den technologischen Umwälzungen mit öffentlichen Programmen zu begegnen. Und so klammern sich Politiker nahezu aller Parteien weiter an die Vorstellung, dass technische Neuerungen, Produktivitätszuwächse und fallende Preise eine ausreichende Nachfrage und neue Arbeitsplätze mit sich bringen würden. Den spin doctors hinter den Kulissen aber geht es um eine drastische Senkung der Mindestlöhne, die Schaffung und Ausweitung eines Billiglohnsektors, in dem Leute, die nicht wissen, ob sie im nächsten Monat noch ihre Miete zahlen können, sich um miese "hire&fire jobs" prügeln.